Interview mit Valentin Paster

Wie ist das eigentlich als Hochzeitsfotograf in der Corona-Krise? Wir haben bei dem Berliner Hochzeitsfotografen Valentin Paster nachgefragt. Der in Moskau geborene Fotograf verrät uns außerdem, an welche Hochzeit er sich besonders erinnern kann und welchen Ratschlag er für Brautpaare hat.

Valentin, vielen Dank dass Du Dir die Zeit für uns nimmst. Das ist für Dich als Hochzeitsfotograf sicher ein ganz besonderes Jahr. Hattest Du nach den Lockerungen des Corona Lockdowns bereits die Gelegenheit wieder Hochzeiten zu fotografieren und wenn ja, wie hat es sich für Dich als Fotograf angefühlt?

Dieses Jahr ist wirklich ganz besonders, vor allem mit besonders viel Freizeit :-).  Anfang Mai und jetzt im Juni, hatte ich bereits Gelegenheit drei Hochzeiten zu begleiten. Jede davon war eine abgespeckte Version der ursprünglich geplanten großen Feier. Abgesehen von der reduzierten Anzahl der Gäste, ist mir eines besonders aufgefallen: Wen dem Brautpaar am Ende der Zeremonie gratuliert wird, gibt es normalerweise ganz große Unterschiede der "Herzlichkeit". Daran wie sich der Gratulierende bei der Gratulation anstellt, sieht man ganz deutlich in welcher Beziehung er zum Paar steht. Dieser Unterschied ist in der Corona Zeit viel deutlicher! Es gibt Gäste die sich gar nicht zum Gratulieren ans Paar heran Trauen und nur auf Abstand Luftküsse verschenken und einige Male waren es sogar die Eltern.
 

Du siehst aber generell als Hochzeitsfotograf optimistisch in die zweite Jahreshälfte? Hast Du Signale von Brautpaaren bekommen, die jetzt Corona bedingt klein gefeiert haben, dass diese noch einmal groß Nachfeiern, wenn "der Spuk" vorbei ist?

Ja klar, die Zweite Hälfte des Jahres füllt sich langsam. Fürs nächste Jahr kommen nun auch immer mehr Anfragen. Ich denke 2021 wird voll mit heiratenden Paaren. Von vielen habe ich auch gehört, dass sie nach einem Standesamt Termin dieses Jahr, im Nächsten groß feiern wollen. Komischerweise kamen aber dazu noch keine Anfragen, ist vielleicht nur ein Gerücht :)
 

Du selbst wurdest in Moskau geboren. Hast Du Kontakt zu russischen Hochzeitsfotografen und wenn ja, hast Du einen Einblick wie russische Brautpaare mit möglichen Kontaktbeschränkungen und dergleichen umgehen?

In Russland wurde die Quarantine zwar später als hier, dafür aber viel härter durchgesetzt. Ähnlich wie in Italien durften die Leute ihr zu Hause nur fürs nötigste und in 100m Umgebung verlassen. Dementsprechend gab es gar keine Hochzeit in dieser Zeit. Einem bekannten Hochzeitsfotograf von mir in Moskau, wurden sogar Hochzeiten vom Brautpaar abgesagt weil er im Frühjahr in Europa gewesen ist.

Das ist hart. Drücken wir die Daumen, dass sich die Lage in Deutschland und dem Rest der Welt weiter entspannt.
Seit wann fotografierst Du eigentlich Hochzeiten? Kannst Du Dich noch gut an die erste Hochzeit erinnern die Du professionell fotografiert hast?

Dieses ist das 7. Jahr in dem ich selbstständig als Fotograf tätig bin. Ich habe gleich mit Hochzeiten begonnen, da es natürlich einfacher gewesen ist, ohne Referenzen bei Privatkunden anzukommen, als bei Unternehmen. Nach dem ersten Jahr und rund 25 Hochzeiten, hatte ich ein ordentliches Portfolio und konnte ab dem zweiten Jahr richtig durchstarten. Die erste Hochzeit war eine Ganztagesbegleitung über rund 14 Stunden für 300€. Meine Beine haben gezittert und ich hatte noch gar kein Bild davon was wirklich zu tun ist. Erstaunlicherweise sind gar nicht mal so schlechte Bilder entstanden und das Paar war auch glücklich :)
 

In den letzten 6 Jahren hast Du ja schon viele Hochzeitslocations in den unterschiedlichsten Regionen gesehen und erlebt. Ist Dir eine bestimmte Hochzeit in besonderer Erinnerung geblieben? Hast Du selbst einen Lieblingsort / Lieblingsregion?

Berlin ist meine Lieblingsstadt und hauptsächlich werde ich auch hier gebucht. Das besondere an Berlin sind die unglaublichen "RAW" Locations. Umgebaute Industriegebäude, alte Fabrikhäuser mit Ziegelsteinmauern und altem Vintage Interieur.
 

Das heißt, mit einer Hochzeit auf einem Märchenschloss tut man Dir eher keinen Gefallen?

Ich finde alles schön, wenn es stivoll gestaltet ist. Das kann auch auf einem Märchenschloss der Fall sein. Aber meine Favoriten sind auf jeden Fall urbane Locations.
Für mich geht es hauptächlich um Emotionen. Wenn die Hochzeitsgesellschaft emotional und frei ist, dann spielt die Location auch keine Rolle.
 

Du schreibst auf Deiner Homepage, dass Dein Großvater Fotograf war. War es also immer klar, dass Du in seine Fußstapfen trittst oder gab es auch andere Berufspläne?

Ich fand fotografieren schon immer ziemlch geil. Nach ein paar Jobs im Büro, hab ich dann beschlossen es einfach zu probieren. Zuvor hatte ich diverse Callcenter Jobs.
 

Bei den vielen Hochzeiten die Du die letzten Jahre fotografieren durftest, gibt es eine Hochzeit, an die Du Dich im besonderen zurück erinnerst und wenn ja, warum?

Um ehrlich zu sein, nach so vielen Hochzeiten vergisst man welche die Beste war. Ich mochte die bei der ich als Gast dabei gewesen bin. Die Braut war selbst Fotografin und hatte natürlich auch einen Fotografen gebucht und unter den Gästen gab es noch mehr Fotografen. Als wir dann alle betrunken waren, hat die Kamera die Runde gemacht und dabei ist wirklich einzigartiges Material entstanden :D
 

Das glaube ich gern. Zum Abschluss 3 schnelle Fragen.
Berge oder Meer?

Beides!


Hast Du ein Lebensmotto?

emotions rules


Wenn Du dem zukünftigen Brautpaar vor der Organisation / Planung einer Hochzeit einen Ratschlag geben könntest, welcher wäre es dann?

Mein Ratschlag wäre es die Hochzeit als die Gelegenheit wahr zu nehmen, sich von dem Einzigen loszusagen was die Hochzeit wirklich crashen kann und zwar: "Das Bedürfnis alles unter Kontrolle behalten zu wollen" ...Es läuft immer etwas anders als das Bild, was man sich in den 2 Jahren Hochzeitsplanung ausgemalt hat und daran ist nichts negatives. Das was negativ sein kann ist die schlechte Stimmung die man deswegen empfindet und seine Stimmung ist auch tatsächlich das Einzige, dass man in der Lage ist selbst zu kontrollieren ;-)

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